Dieses Jahr waren wir erneut vor Ort: Mein Kollege Nico, Data Analyst mit Fokus auf App-Performance und ich als Team Lead Lifecycle Management. Was vor Jahren als reine ASO Conference begann, hat sich zum umfassenden Growth Phestival entwickelt – und das merkt man. App Store Optimization, Apple Search Ads (ASA), Paid User Acquisition, Analytics…: Die Themenvielfalt spiegelt wider, wie komplex Mobile Growth 2025 geworden ist.
Hier sind unsere Highlights aus einem Tag voller Insights, Networking und auch ein bisschen Berliner Club-Atmosphäre.
AI nimmt meinen Job? Nicht ganz. (Aber fast.)
Anton Tatarynovich: "Lessons from building AI to take my job"
Einer meiner Konferenz-Favoriten war Anton Tatarynovich, Freelancer und verantwortlich für das ASO von Freeletics. Seine Ausgangsfrage war so provokant wie aktuell: Kann ich ein KI-Tool bauen, das meinen Job als ASO-Manager ersetzt – und das ohne Programmierkenntnisse?
Das Experiment: Mit ein paar Feierabenden, unter 130 Euro Budget und cleverem Prompting (unter anderem in strukturierter JSON-Form) entwickelte er ein KI-gestütztes Tool, das automatisierte ASO-Audits von Store Listings erstellt. Keine Agentur, kein Developer-Team – nur Anton, ein paar OpenAI-Credits und die richtige Fragetechnik.
Sein Fazit war erfrischend ehrlich:
- Das Tool ersetzt (noch) keinen erfahrenen ASO-Manager
- Aber: Es ist ein enormer Effizienz-Booster
- Und es zeigt, wohin die Reise geht
Die wichtigste Botschaft aus diesem Talk? Wer offen mit AI arbeitet, sie klug einsetzt und dabei ein angenehmer, kooperativer Mensch bleibt, muss sich um die Zukunft als ASO-Spezialist erst einmal keine Sorgen machen. KI wird nicht unseren Job übernehmen, aber Menschen, die KI nutzen können, werden Menschen ohne diese Skills überholen.
Custom Product Pages: Das unterschätzte Power-Feature
Simon Thillay (AppTweak): "The 2025 Custom Product Pages Framework"
Wenn es ein Feature gibt, das 2025 im App Store noch immer unterschätzt wird, dann sind es Custom Product Pages (CPPs). Simon Thillay, Head of ASO bei AppTweak, hat in seinem Vortrag gezeigt, wie viel strategisches Potenzial in diesem Tool steckt.
Zur Erinnerung: Was sind Custom Product Pages?
CPPs erlauben es, individuelle Store-Seiten mit eigenen Screenshots, Texten und App-Vorschauen zu erstellen. Diese können gezielt für bestimmte Keywords in Apple Search Ads eingesetzt werden – etwa eine Version für "Mietwagen" und eine andere für "Transporter". Gleichzeitig bieten sie enormes Potenzial im organischen ASO, indem Nutzer:innen genau das Store-Erlebnis sehen, das zu ihrer Suche passt.
Simons Framework ging weit über die Basics hinaus:
Er zeigte, wie man CPPs nicht nur für Paid Campaigns nutzt, sondern sie strategisch einsetzt, um Conversion Rates nachhaltig zu verbessern. Sein Framework gibt klare Schritte vor: Wie strukturiert man die Seiten? Welche Varianten sollte man testen? Wie misst man den Impact richtig?
Besonders wertvoll war die Brücke zwischen Paid und Organic: CPPs sind kein reines ASA-Tool, sondern ein ganzheitlicher Hebel für die gesamte Store-Präsenz. Für mich war das ein praxisnaher Fahrplan, den ich direkt in meine Arbeit übernehme und ein klarer Reminder, wie viel ungenutztes Potenzial noch in diesem Feature steckt.
Honorable Mention: Kreativität schlägt Algorithmus
Klemen Pivk (Outfit7): "Beyond the algorithm: the creative side of organic ASO"
Klemen Pivk von Outfit7 (die Macher hinter My Talking Tom) erinnerte uns daran, dass ASO weit mehr ist als Keyword-Recherche und A/B-Tests. In seinem Talk "Beyond the algorithm" zeigte er am Beispiel von My Talking Tom – seit 2013 weltweit erfolgreich! – wie viel kreativer Prozess in organischem ASO steckt.
Die Herausforderung: Eine App, die sowohl Kinder als auch erwachsene Fans ansprechen muss. Die Lösung? Ein feines Gespür für visuelle Kommunikation, Storytelling und Zielgruppen-Nuancen. Daten sind wichtig – aber ohne Kreativität bleiben sie eindimensional.
Ein wichtiger Gedanke in einer Branche, die manchmal zu sehr in Metriken denkt.

Nicos Perspektive: Retention, Engagement & Monetization
Während ich mich durch die ASO- und ASA-Tracks bewegte, hatte mein Kollege Nico den Großteil der Konferenz in der Stage zu Customer Retention, Engagement und Monetization verbracht. Seine Highlights zeigen, wie vielfältig das Growth-Spektrum mittlerweile ist:
Fireside Chat: Andy Carvell (Phiture) & Satwant Singh (NBA)
Ein echtes Highlight war das Gespräch über die Optimierung des NBA League Pass. Andy und Satwant sprachen über Strategien zur Wertsteigerung, Retention und regional differenziertem Messaging, um unterschiedliche Zielgruppen gezielt anzusprechen.
Besonders spannend: Wie regionale Wahrnehmung von Content die Produkt-Positionierung beeinflusst. In den USA ist Basketball omnipräsent, in Europa oft Nischensport. Das NBA-Team muss ihre Messaging-Strategie entsprechend anpassen – ein perfektes Beispiel für datengetriebenes, aber auch kulturell sensibles Growth Management.
Jens Fabian Goetzmann (RevenueCat): "10 ideas to grow your revenue"
Diese Session war eine Goldgrube für alle, die an Monetarisierung arbeiten. Jens lieferte konkrete, sofort umsetzbare Hebel:
- Subscription-Pricing-Strategien
- Markt-Lokalisierung (nicht nur Sprache, auch Preis!)
- Wann sind In-App-Paywalls sinnvoller als Web-Paywalls?
Nico fasst es treffend zusammen: "Ein Vortrag, der mir gezeigt hat, wie viel Potenzial in smarter Monetarisierung steckt, gerade für internationale Apps."
Weitere Honorable Mentions:
- Lucas Moscon: "How to build your marketing analytics dashboard in 2025" – ein moderner Blick auf skalierbare Analytics-Setups und welche KPIs wirklich zählen
- Alex Bousquet (Spotify): Engagement-Strategien – inspirierende Einblicke, wie Spotify mit gezielter Nutzeransprache aktive Nutzung und Loyalität steigert
Fazit: Growth ist komplex – und das ist gut so

Was uns beim Growth Phestival 2025 wieder klar wurde: App Growth ist längst kein eindimensionales Feld mehr. ASO, ASA, Analytics, Retention, Monetization – all diese Disziplinen greifen ineinander. Die besten Teams verstehen das große Ganze, nicht nur ihre Nische.
Und genau deshalb lohnt sich eine Konferenz wie das Growth Phestival. Nicht nur wegen der Talks (die durchweg hochkarätig waren), sondern auch wegen der Gespräche zwischen den Sessions, beim Networking, in der Club-Atmosphäre des OST.
Berlin hat nicht nur eine legendäre Techno-Szene. Es hat auch eine verdammt gute Growth-Community.
Wir kommen 2026 wieder.
Ihr habt Fragen zu ASO, Apple Search Ads oder App Analytics? Sprecht uns an: wir lieben es, über Custom Product Pages zu philosophieren. Versprochen.
